Ein 30-Millionen-Los für Pietro Supino
Der Bundesrat will die Zustellung von Zeitungen verbilligen. Der Verlegerverband fordert noch mehr Unterstützung. Wer am Ende profitieren könnte, zeigt eine simple Rechnung. WOZ Nr. 07 vom 13. Februar 2020 / Kaspar Surber Es waren dramatische Worte, die Verlegerpräsident Pietro Supino an der Dreikönigstagung wählte, dem alljährlichen Stelldichein der Medienbranche: «Das Präsidium unseres Verlegerverbandes geht davon aus, dass ohne Ausbau der indirekten Presseförderung in den nächsten drei Jahren ein Drittel der heutigen Zeitungstitel nicht überleben könnte.» Wie stark er mit seiner TX Group, wie Tamedia neu heisst, von der Presseförderung profitieren würde, erwähnte Supino nicht. Die dramatische Situation hat Simonetta Sommaruga als Vorsteherin des Infrastrukturdepartements Uvek erkannt. Sie hat die Beratung des unbrauchbaren Mediengesetzes ihrer Vorgängerin Doris Leuthard beendet und setzt auf ein Paket von Sofortmassnahmen: Sie will die Posttaxenverbilligung für Zeitungstitel von bisher 30 auf 50 Millionen Franken erhöhen. Der Verlegerverband VSM fordert noch mehr: Auch die Frühzustellung, auf die Tageszeitungen angewiesen sind, soll verbilligt werden, was eine Erhöhung auf 120 Millionen bedeutete. Von der Posttaxenverbilligung profitieren derzeit ausschliesslich kleine Titel mit einer Auflage von weniger als 40 000 Exemplaren, darunter die «Freiburger Nachrichten», das «Echo von Grindelwald» oder auch die WOZ. Andreas Häuptli, VSM-Geschäftsführer, betont auf Anfrage, dass man den kleinen Titeln kein Geld wegnehmen wolle. Diese sollten einen bedeutend höheren Vergütungssatz als die Titel mit grosser Auflage erhalten. Häuptli räumt aber ein: «Der grösste Teil der künftigen Förderung wird an die vier Grossen gehen.» Ziel sei es, dass alle demokratierelevanten Publikationen von der Zustellungsförderung profitieren. Wer wie vom Staat subventioniert werden soll, ist vom VSM nicht zu erfahren. Eine grobe Verteilung lässt sich anhand der Auflagezahlen dennoch abschätzen. Laut Wemf-Statistik 2018 beträgt die Gesamtauflage von Medien mit über 40 000 Abos in der Schweiz täglich gut eine Million. Die Regionaltitel von CH Media wie die «Luzerner Zeitung» oder die «Aargauer Zeitung» tragen rund […]